von Dr. Agner Fog
Nordisk Seksologi, 10-4, 1992
(übersetzt von Marianne W. Bayer)
ZusammenfassungDer traditionelle fortpflanzungsorientierte Ansatz der Sexologie auf der Grundlage der Individualpsychologie verhindert ein umfassendes Verständnis von nicht auf Fortpflanzung gerichtetem Sexualverhalten. Um unser Verständnis der abweichenden sexuellen Neigungen zu erweitern, muß die Forschung auch soziologische und evolutionsbiologische Ansätze aufnehmen. Ein neues Modell mit der Bezeichnung Syndrom der isolierten Minderheit wird eingeführt, um das Verhalten von Menschen mit sexuellen Abweichungen zu erklären. Zu den Symptomen dieses Syndroms zählen ein stereotypes und unbeherrschtes Sexualverhalten und einige unspezifische zwischenmenschliche Symptome. Die Ursache ist das Fehlen eines angemessenen Vorbilds als Identifikationsmöglichkeit und das Nichtakzeptieren der eigenen sexuellen Regungen. Gruppentherapie in Selbsthilfegruppen ist eine wirksame Behandlung. Es gibt Gründe, vor der üblichen Verhaltenstherapie zu waren, die hier unwirksam ist, unnötige seelische Traumen verursacht und das Risiko sexueller Gewalttaten erhöht. Auch aus ethischen Gründen wird die traditionelle Verhaltenstherapie kritisiert. EinführungSexualverhalten, das nicht der Fortpflanzung dient, war schon immer die härteste Nuß für die Sexualwissenschaft, und es gibt hier nach wie vor mehr Fragen als Antworten. Dies führte zu einer Kritik an traditionellen Ansätzen in der Sexologie und zur Suche nach neuen (1). Die traditionelle Sexologie auf der Grundlage der Psychologie und Psychiatrie tendiert dahin, nur das Individuum zu sehen und die Ursachen jedes Problems inn der Lebensgeschichte des Individuums zu suchen. Dies nenne ich den ontogenetischen Ansatz. Sozialwissenschaftler, Anthropologen und Historiker haben eingewandt, daß alles von der Struktur der Gesellschaft abhinge - von deren Normen, Werten, Konzepten und Entwürfen. Selbst das Konzept der Sexualität als solcher ist ein willkürliches Konstrukt, nur etwa 120 Jahre alt, und bedeutet in anderen Kulturen nicht dasselbe wie bei uns (2). Die Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion und Kognition, des gesellschaftlichen Skripts, der symbolischen Interaktion, der Körpersprache, der sozialen Identität und der Soziologie der Devianz (Abweichung von der Norm) sind neue Forschungsfelder mit viel versprechenden Möglichkeiten zur Erklärung sexuellen Verhaltens, wie es von unserer Kultur geformt wurde. Dieser soziogenetische Ansatz hat unser Verständnis von Homosexualität während der letzten Jahrzehnte beträchtlich erweitert und wird in Zukunft zweifellos auch zu anderen Bereichen der Sexologie Wertvolles beitragen. Das noch weitgehend unerforschte Feld ist der phylogenetische Ansatz, zu dem Soziobiologie und Ethologie zählen. Er erklärt allgemeine Phänomene anhand der Evolutionsgeschichte der Spezies Mensch. Ethologen haben gezeigt, daß Sexualverhalten ohne Fortpflanzung bei den Menschenaffen verbreitet ist. Verhaltensweisen wie "Homosexualität" und "Pädophilie" haben bei den Menschenaffen ihre Funktion - und wahrscheinlich auch bei den Menschen. Wenn solche Verhaltensweisen bei Menschen auftauchen, verletzen sie möglicherweise moralische Vorschriften, aber nicht biologische Gesetze (3). Der Grund, warum sexuelle Abweichungen vom traditionellen sexologischen Ansatz her so schwer zu verstehen sind, ist der, daß nach diesem Ansatz die Sexualität am Ende nur dem einen biologischen Zweck dient: der Fortpflanzung. Der phylogenetisch Ansatz enthüllt jedoch, daß Sexualität viele Funktionen hat, und der soziogenetische Ansatz besagt, daß viele dieser Funktionen in unserem Kulturkreis, aber keineswegs in allen Kulturen unterdrückt werden. Die Integration all dieser Ansätze ist zu einem vollen Verständnis unentbehrlich. Es liegt auf der Hand, daß die Wahl des Ansatzes die wissenschaftlichen Ergebnisse beeinflußt. Sie beeinflußt auch die Art, wie wir merkwürdigen Erscheinungsformen begegnen, zum Beispiel dem Exhibitionismus. Ein ontogenetisch orientierter Wissenschaftler würde fragen: "Warum kann dieser Mann seine Unterhose nicht anbehalten?" Der Soziologe würde fragen: "Warum reagieren die Leute mit Angst und Hysterie auf einen nackten Mann?" Und der phylogenetische Wissenschaftler würde die Funktion sichtbarer sexueller Mitteilungen im Leben unserer Vorfahren diskutieren. Der vorliegende Artikel diskutiert einige der Probleme, denen Menschen mit abweichender Sexualität begegnen, und wie diese Probleme gelöst werden können. Einige übliche therapeutische Techniken werden kritisiert und Alternativen empfohlen. Der theoretische Schwerpunkt liegt auf dem soziogenetischen Ansatz. Das Syndrom der isolierten MinderheitHier möchte ich ein neues Modell einführen, das die Situation eines Menschen beschreibt, deren sexuelle Eigentümlichkeiten von der umgebenden Gesellschaft unterdrückt werden. Dieses Modell nenne ich das Syndrom der isolierten Minderheit. Die Ursache dieses Syndroms ist ein Mangel an Identifikationsmöglichkeiten. Der so genannte Perverse kennt keinerlei angemessenes Skript für das besondere Verhalten, das ihn befriedigen würde. Er hat keinen Kontakt zu erfahrenen sexuellen Abweichlern, die ihm den angemessensten Weg zeigen könnten, seinen Wünschen Ausdruck zu verleihen und Fallgruben zu meiden. Er hat nicht einmal eine Vorstellung von der eigenen Identität. Und er versucht seine sexuell abweichenden Phantasien zu unterdrücken, weil er sie selbst nicht akzeptiert. Die Symptome sind ein sehr eintöniges, unflexibles und unbeherrschtes Sexualverhalten, das ihn kaum befriedigt und erst recht nicht seinen Partner, falls er überhaupt einen hat. Er wiederholt immer wieder fast ohne Variationen die gleiche stereotype Phantasie. Er sieht seinen Partner als Objekt an. Er hat sehr unrealistische Vorstellungen von dem idealen Partner, der ihn zufrieden stellen würde, und hat keine Chance, einen Partner zu finden, der diesen Vorstellungen entspricht. Das Fehlen einer Identifikationsmöglichkeit führt ihn vielleicht auf eine ständige Suche nach Information über seine sexuelle Besonderheit. Er liest alles, von wissenschaftlicher Literatur bis zu Pornographie. Er sammelt alles, was einen Bezug zu seinem Sexualobjekt hat. Falls er in Therapie ist, wird er sicherlich versuchen, Informationen von seinem Therapeuten zu bekommen. Aus den Fragen, die der Therapeut stellt, wird er die Vorstellung des Therapeuten von sexuell abweichendem Verhalten herauslesen. Und er wird wahrscheinlich das Skript des Therapeuten hinsichtlich abweichenden Verhaltens verinnerlichen. Das bedeutet, er wird wahrscheinlich alle Erwartungen des Therapeuten in Bezug auf abweichendes Verhalten erfüllen. Er wird sogar die Sprache des Therapeuten sprechen. Jede Theorie über die sexuelle Besonderheit, die der Therapeut anbringt, wird zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Die sozialen Symptome beim Syndrom der isolierten Minderheit lassen sich am besten mit der Theorie von der Ausweitung der Devianz erklären (4). Die eine Devianz führt hin zu anderen Devianzen. Sexuelle Frustration, schwaches Selbstwertgefühl, gesellschaftliche Stigmatisierung und Isolierung können oft zu Alkohol- oder Drogenmißbrauch, sozialem Fehlverhalten, nichtsexuellen Straftaten, politischem Extremismus oder zu Selbstmord führen. Zu den psychologischen Abwehrmechanismen zählen Unterdrückung und Verdrängung der von der Norm abweichenden Regungen, Projektion dieser Regungen auf andere Personen und Gewalt gegenüber dem Sexualobjekt. Der Mensch mit abweichenden sexuellen Wünschen kann sogar sein Sexualobjekt (z.B. Kinder) töten aus dem symbolischen Versuch heraus, seine abweichenden Regungen zu vernichten. Ein Mensch hingegen, der Kontakt zu ähnlich veranlagten Menschen hat und seine eigenen Gefühle akzeptiert, zeigt diese Symptome nicht. Sein Sexualverhalten ist flexibler und durch rationales Denken bestimmt. Wenn er sich aus irgendeinem Grund entschließt, keinen Sex zu haben, kann er verzichten und trotz der sexuellen Frustration seine geistige Gesundheit und Selbstbeherrschung behalten. Das Syndrom der isolierten Minderheit kann man bei Pädophilen, Exhibitionisten, bisexuellen, Sadomasochisten, Fetischisten, Transvestiten, Transsexuellen usw. finden. Die obengenannten Symptome werden oft für etwas gehalten, was typisch für sexuelle Besonderheiten als solche sei, aber in Wirklichkeit handelt es sich um nachträgliche Folgen der gesellschaftlichen Unterdrückung. (5). Es ist nicht möglich, die sexuelle Orientierung zu ändern, aber es ist möglich, das Syndrom der isolierten Minderheit zu heilen und auf diese Weise das seelische und soziale Befinden des Klienten zu verbessern. Der Klient wird Selbstbeherrschung gewinnen, was bedeutet, daß die unkontrollierten, aggressiven und möglicherweise gefährlichen sexuellen Akte durch unschädlichere und kontrollierte Akte ersetzt werden. Das bekannte Bild vom Dampfkessel beschreibt die Situation recht gut. Die Libido ist wie der Dampfdruck, der sich aufbaut und einen Ausweg sucht. Masturbationsphantasien, Pornographie und andere Ersatzformen sind wie ein Sicherheitsventil, das den Dampf herausläßt und die Druck mildert, wenn das bevorzugte Objekt nicht zugänglich ist. Wenn ein Mensch jedoch das Verdammungsurteil der Gesellschaft verinnerlicht hat und nicht nur sein abweichendes Verhalten, sondern auch seine abweichenden Phantasien zu unterdrücken versucht - wenn er, mit anderen Worten, am Syndrom der isolierten Minderheit leidet - dann ist das Sicherheitsventil blockiert, und der Kessel wird in einem Ausbruch unbeherrschbarer Sexualität bersten. Traditionelle Studien über Menschen mit sexuellen Besonderheiten stützen sich auf Patienten der Psychiatrie und der Gerichtsmedizin. Die allermeisten dieser Patienten leiden mehr oder weniger stark am Syndrom der isolierten Minderheit. Das hat in der psychiatrischen Literatur den Anschein erweckt, als ob sexuelle Besonderheiten unkontrollierbare und gefährliche Zwänge seien. Mitglieder von Organisationen für sexuelle Minderheiten leiden jedoch nur leicht oder überhaupt nicht am Syndrom der isolierten Minderheit und entsprechen nicht dem Bild, daß Psychiater von ihnen entwerfen. Soziologische Studien, die mit Angehörigen der Organisationen sexueller Minderheiten arbeiten, ergeben ein ganz anderes Bild (5). BehandlungDie beste Behandlung für das Syndrom der isolierten Minderheit ist offenbar die Gruppentherapie oder die Selbsthilfegruppe. Erfahrene Mitglieder solcher Gruppen können als positive Vorbilder für weniger erfahrene mit der gleichen oder einer ähnlichen sexuellen Vorliebe dienen und ihnen beibringen, wie man passende Partner findet und ein für beide Seiten befriedigendes Sexualleben lebt. Die Bildung solcher Organisationen für alle verbreiteten sexuellen Besonderheiten sollte angeregt und unterstützt werden, und jeder Mensch, der am Syndrom der isolierten Minderheit leidet, sollte dazu ermutigt werden, ein Mitglied solcher Organisationen zu werden und deren Publikationen zu beziehen. Der Autor hat persönliche Erfahrung als ehrenamtlicher Berater von einigen Gruppen sexueller Minderheiten. Ich werde hier die Erfahrung einer dänischen Exhibitionistengruppe als Beispiel beschreiben. Der bekannte "Vorzeiger" haßt sein eigenes Verhalten, kann es aber nicht ändern. Er zeigt sich nur vor Fremden, die ohne Begleitung sind - nicht weil er Fremde als Partner bevorzugt, sondern weil er sich vor Leuten, die er kennt, nicht in dieser beschämenden Situation zeigen möchte. Sein Verhalten ist nicht so befriedigend, wie er es sich wünschen könnte, denn die fremden Personen haben Angst oder werden wütend und wollen ihn nicht ansehen. Für die Opfer ist das sicher auch nicht angenehm. Als wir unsere Exhibitionisten-Gruppe gründeten, zogen sich die Mitglieder bald voreinander aus, und nach einigen Treffen war fast jeder die ganze Zeit nackt, und viele masturbierten. Sie waren lieber ganz nackt, statt nur ihr Glied zu zeigen. Sie wurden wandlungsfähiger, und einige schöpften Mut, um mit anderen Möglichkeiten der Triebabfuhr zu experimentieren, zum Beispiel FKK-Strand, Sexclubs oder nackt Modell stehen. Die Barriere zwischen Exhibitionismus und Voyeurismus fiel, denn jeder genoß das Sehen ebenso wie das Gesehenwerden. Auch die Schranke zwischen Anschauen und Berühren fiel. (Das Anfassen mußte allerdings auf feste Partner beschränkt bleiben, sonst fühlten die beteiligten Frauen sich unwohl.) Eine Untersuchung einer vergleichbaren Gruppe in Holland zeigt: die Hauptwirkung der Gruppe bestand darin, den Exhibitionismus mit dem Ich des Teilnehmers in Einklang zu bringen. Dadurch wurde das exhibitionistische Verhalten weniger besessen und egozentrisch und besser an den Zuschauer angepaßt (6). Kritik an der VerhaltenstherapieZu diesem Artikel wurde ich durch LoPiccolos vorherigen Artikel über Behandlung von sexuellen Abweichungen provoziert (7). Ich muß vor den von LoPiccolo beschriebenen Therapiemethoden warnen. Sie sind unwirksam und außerdem gefährlich. Das Weltbild hinter dieser Verhaltenstherapie ist rein ontogenetisch, was für die amerikanische Sexologie typisch ist. Dieser begrenzte Ansatz hat ein vollständiges Begreifen der sexuellen Abweichungen verhindert und zu einer unangemessenen therapeutischen Technik geführt. LoPiccolo gibt zu, daß seine therapeutischen Methoden nicht sehr wirksam sind. Tatsächlich sind sie weniger als das. In der Geschichte der Sexologie haben zahlreiche Therapeuten behauptet, sexuelle Abweichungen heilen zu können, aber spätere Nachforschungen ergaben immer, daß die Therapie unwirksam war (8), und oftmals legten die Patienten die Therapeuten herein, um weiteren Behandlungen zu entgehen (9). Während es mein Ziel ist, die besonderen sexuellen Gefühle mit dem Ich des Patienten in Einklang zu bringen, möchte der traditionelle Therapeut diese Gefühle dem Ich entfremden. Er fordert, daß seine Patienten nicht nur das Verhalten, sondern auch die entsprechenden sexuellen Phantasien unterdrücken. Das unvermeidliche Resultat ist, daß das Syndrom der isolierten Minderheit schlimmer wird. Das Sicherheitsventil ist blockiert, und das Risiko unbeherrschter Ausbrüche aggressiver Sexualität nimmt zu. Deshalb finde ich Verhaltenstherapie gefährlich, nicht nur für den Patienten, sondern auch für seine Sexualobjekte. Gelegentlich hatte ich die schwierige Aufgabe, "Überlebenden" der Verhaltenstherapie zu helfen. In diesen Fällen war es für mich offensichtlich, daß die Verhaltenstherapie nicht nur ihr Ziel nicht erreichte, sondern auch ein schweres seelisches Trauma hervorrief wie bei dem Patienten in folgendem Fallbericht: Ein pädophiler Mann, 53 Jahre, Lehrer, im Süden der USA geboren, sehr religiös erzogen. Erinnert sich, daß er schon vor seiner Schulzeit Jungen liebte. Wurde dreimal verhaftet wegen Nacktheit in Gegenwart von Jungen. Priester und Rechtsanwalt drängten ihn in psychiatrische Behandlung. Er bekam eineinhalb Jahre Aversionstherapie. Dazu gehörte, daß ein Meßgerät an seinem Penis angeschlossen wurde und er einen Elektroschock bekam, sobald er auf entsprechende sexuelle Reize reagierte. Glaubten Sie, daß Sie Therapie benötigten? - Ich glaubte, daß ich irgendwie da rauskommen mußte. Glaubten Sie, daß es wirken würde? - Ach, wahrscheinlich nicht. Damals hatte ich während der gesamten Therapie weiter sexuell mit Jungen zu tun. Wußte das der Therapeut? - Nein. Hat die Therapie ihre Beziehung zu Jungen irgendwie beeinflußt? - Meine sexuellen Gefühle für Jungen verschwanden teilweise für ein Jahr, und am Ende dieses Jahres wachte ich oft schreiend aus Albträumen auf, ich sah einen Haufen Schlangen, sie waren überall, ich schrie und wollte weg von ihnen. Ich denke, das hatte etwas mit dem Phallussymbol zu tun, meine sexuellen Gefühle waren durcheinander gebracht, und daraus wurde eine Angst vor dem Sex als solchem. Aber keine Angst vor Jungen?
Hatten Sie während der Zeit der Therapie Gefühle für Jungen?
Haben Sie bewußt versucht zu täuschen?
Wurden Ihre Gefühle für Jungen durch die Therapie schwächer?
Haben Sie immer noch schlimme Träume?
Ethische BelangeIm Zusammenhang mit dieser Art Therapie müssen einige grundsätzliche ethische Probleme diskutiert werden. Das erste Problem ist der Einsatz des Psychiaters zur Durchsetzung gesellschaftlicher Konformität. LoPiccolo erwähnt in seinem Artikel die Homosexualität nicht, obwohl homosexuelle Handlungen in dem Bundesstaat, in dem er lebt, gesetzlich verboten sind und "sodomy" (homosexueller Analverkehr?) sicher die verbreitetste sexuelle Straftat in den USA ist. Es gibt keinen theoretischen Grund, Homosexualität nicht unter die sexuellen Sonderformen zu zählen - es hat nur einen pragtischen Grund: die Schwulenorganisationen sind politisch mächtig. Schon die Tatsache, daß LoPiccolo die Behandlung von Transvestiten und Fetischisten, aber nicht von Homosexuellen empfiehlt, deutet darauf hin, daß sein Normalitätsbegriff willkürlich gesetzt ist. Das zweite Problem: Aversionstherapie kann als Folter angesehen werden. Wenn über längere Zeit körperliche Strafen eingesetzt werden, um ein ungefährliches Verhalten wie Fetischismus zu unterdrücken, würde ich sagen, daß der Zweck in keinem Verhältnis zum Mittel steht. Der körperliche Schmerz mag schlimm, aber noch erträglich sein. Schlimmer ist der seelische Schmerz, wie wir bei oben genanntem Beispiel sahen. Der dritte Punkt, und der mit den größten ethischen Problemen, ist die Frage der kognitiven Therapie. Die Rechtfertigung hinter der kognitiven Therapie lautet, daß das Weltbild des Therapeuten für richtig gehalten wird, und wenn das Weltbild des Patienten anders ist, leidet er angeblich unter einer Denkstörung. Es ist aber ein grundlegender philosophischer Lehrsatz, daß es kein objektives Maß für Wahrheit gibt. Der Patient könnte über sich selbst besser Bescheid wissen als der Therapeut, und letzterer ist nicht berechtigt zu sagen, daß seine Auffassung wahrer ist als die des Patienten. LoPiccolo diskutiert die Behandlung von "Denkstörungen" und nennt als Beispiele den Fetischisten, der sich nur für sexuell freizügig hält, und den Pädophilen, der meint, Kinder könnten ihr Einverständnis zum Sex mit einem Erwachsenen geben. Der Fetischist könnte wirklich sexuell freizügig sein, und der Pädophile könnte persönliche Erfahrungen haben, die ihm sagen, daß einige Kinder mit sexuellem Kontakt einverstanden sind, weil sie es genießen. Der Therapeut weigert sich, dies zu glauben, weil er soziale und moralische Normen mit wissenschaftlichen Grundsätzen verwechselt. In Wirklichkeit muß er die Literatur sehr selektiv gelesen haben, wenn er die zahlreichen Belege übersehen hat, wonach manche Kinder unter bestimmten Umständen sexuelle Kontakte mit Erwachsenen mögen und solche Erfahrungen mit Absicht suchen (10, 11, 12). Gedankenkontrolle ist ein Mißbrauch der Psychiatrie, der eigentlich mit dem Untergang des kommunistischen Regimes in der Sowjetunion verschwunden sein sollte, aber paradoxerweise gibt es sie noch immer in einem Land, das sich auf Freiheit und Menschenrechte beruft. Kognitive Therapie ist Gehirnwäsche. Sie ist ein Verstoß gegen eines der wertvollsten Menschenrechte: das Recht auf Gedankenfreiheit. AnmerkungenReferences
|